Der Stern am Himmel
Weihnachten in Polen: Das bedeutet nicht nur in Grudziądz einen bunten Strauß an Traditionen. Hier ein kleiner Überblick: Gefeiert wird am 24., 25. und 26. Dezember. Beim Heiligen Abend am 24. Dezember steht ein festliches Abendessen mit der Familie oder mit engen Freunden an, bei dem es zahlreiche Symbole gibt. So beginnt das Essen traditionell mit dem ersten Stern am Himmel, denn der symbolisiert den Stern von Bethlehem. In vielen Familien liegt Heu unter dem Tischtuch – als Symbol für die Geburt Jesu in Armut. Vor dem Essen wird gebetet und der Abschnitt von der Geburt Jesu aus der Bibel vorgelesen. Zentraler Punkt des Abendessens ist das Teilen der Oblate mit allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern beim Austausch der Weihnachtsgrüße, denn das soll alle, die da gemeinsam am Tisch sitzen, noch näher zusammenbringen. Häufig liegt auch noch ein zusätzliches Gedeck auf der Tafel: ein Symbol für den unangekündigten Gast, aber auch Ausdruck des Gedenkens an verstorbene oder schlichtweg abwesende Familienmitglieder.
Zahlreiche weitere Bräuche begleiten dann das Fest: zum Beispiel die Weihnachtskrippe, die Weihnachtskerze als Christus als Licht der Welt und natürlich das Singen der Weihnachtslieder nach dem Essen und vor der Bescherung. In Polen gibt es mehr als 1.000 unterschiedliche Lieder, deren Tradition zum Teil bis weit ins Mittelalter zurückgeht.
Die Geschenke liegen unter einem festlich geschmückten Weihnachtsbaum, der ursprünglich für den Paradiesbaum stand und deshalb mit Äpfeln geschmückt wurde. Die Tradition des Schmückens entstand an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert und ist eines der wichtigsten Elemente des Weihnachtsfestes – und auch voller Symbolik. So sollen die Engel, die auf den Baum gesetzt werden, aufs Haus aufpassen und die Ketten sind Symbol der Familienbande. Der Stern auf der Spitze ist ein Symbol für den Stern von Bethlehem, der den drei Königen den Weg wies, er soll aber auch Menschen, die weit weg sind, den Weg nach Hause zeigen. Lebkuchen und andere Süßigkeiten, die im Baum hängen, sind ein Symbol für die Freude über die Geburt Jesu, und die Glöckchen sollen die gute Nachricht verkünden.
Zwölf Apostel – zwölf Gerichte
Bleiben noch die passenden Gerichte am Heiligabend, die je nach Region und Familientradition als zwölf Gerichte die zwölf Apostel symbolisieren. Manche sagen auch, dass die Anzahl der Gerichte den zwölf Monaten des Jahres entnommen ist. Alle zwölf Gerichte müssen probiert werden, sonst – so der Aberglaube – wendet sich der Wohlstand von der Familie ab. Die beliebtesten polnischen Gerichte am Heiligabend sind roter Borschtsch mit winzigen Knödeln, Pilzsuppe, Karpfen in verschiedenen Formen, Pierogi mit Sauerkraut und Pilzen, Kompott aus Trockenfrüchten und der obligatorische süße Lebkuchen.
Nach dem Abendessen am Heiligen Abend gehen alle zur feierlichen Mitternachtsmesse, die genau um Mitternacht stattfindet und mit dem Singen von Weihnachtsliedern durch die gesamte Kirchengemeinde endet. Die nächsten beiden Weihnachtstage, 25. und 26. Dezember, werden im Kreise der Familie gefeiert.